Bücher über Indien: „Indianomix“ – Sachbuch

Buchvorstellungen

Sebastian ZangGeschrieben von:

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„Indianomix – Making Sense of Modern India“ verfolgt ein ambitioniertes Ziel: Die Entschlüsselung des modernen Indiens. Die Autoren führen hierzu in verschiedene Konzepte der Ökonomie ein, um ausgewählte Sachverhalte in Indien zu erläutern. Die Lektüre bietet interessante Einblicke, ein Gesamtbild des modernen Indiens erhält der Leser jedoch nicht.

Bücher über Indien: „Indianomix“ – Der Inhalt

“Indianomix”, Vivek, Vivek Dehejia und Rupa Subramanya, Random House India, 2012

Die Autoren folgen in der Entwicklung Ihrer Argumentation einer systematischen Vorgehensweise, die sich vereinfacht wie folgt beschreiben lässt: In insgesamt sechs Kapiteln stellen sie zunächst einen Sachverhalt bzw. eine Beobachtung aus der Lebenswelt in Indien bzw. aus der Landesgeschichte Indiens vor. In einem zweiten Schritt führen Sie den Leser in ein Erklärungsmodell oder eine Analysemethode ein, die ein tieferes Verständnis schafft für den anfangs beschriebenen Sachverhalt. Die Erklärungsmodelle stammen häufig aus der Ökonomie, die Autoren bedienen sich aber ebenso aus Psychologie und anderen Disziplinen.

Unter den vorgestellten Erklärungsmodellen bzw. Konzepten finden sich beispielsweise: Das Prinzip der Opportunitätskosten, das herangezogen wird, um die bisweilen beobachtete Ablehnung von kurzen Fahrten durch Rikscha-Fahrer in Indien zu erläutern. Mit einer detaillierten Analyse von „versteckten Kosten und Kostenrisiken“ bei Hilfeleistungen an Unfallopfern wird die Relevanz eines „Guter Samariter Gesetzes“ erläutert, und damit das Verhalten in einigen medienwirksamen Fällen von unterlassener Hilfeleistung in Indien plausibilisiert. Das Buch führt ebenso ein in die Methode der kontrafaktischen Analyse, mit deren Hilfe beispielsweise der Effekt der Gurtpflicht im Straßenverkehr Indiens neu bewertet wird.

Der Leser erhält ohne Zweifel eine sehr gut aufbereitete und illustrierte Vorstellung von wissenschaftlichen Konzepten und Methoden der kritischen Analyse: Sei es zur Auffrischung von Bekanntem, sei es als Erkundung von wissenschaftlichem Neuland. Jedoch: Die differenzierte Analyse zu den „fehlenden Frauen“ liefert eine vielschichtige Interpretation der verfügbaren Daten, ohne jedoch die Situation der Frau im modernen Indien zu untersuchen. Der Nachweis eines Effekts von glaubensbedingten Verhaltensweisen in Kurswerten der Börse belegt eindrucksvoll die Präzision von statistischen Analysemethoden – dies bringt jedoch keine neuen Erkenntnisse über Indien zutage. So schlüssig auch die Erläuterung des oben genannten Verhaltens von Rikscha-Fahrern durch das Handlungsprinzip der Gewinnmaximierung, so wenig entsteht dadurch ein schlüssiges Bild entlang der Grundfragen und Herausforderungen, mit denen das moderne Indien konfrontiert ist: Kräfteverhältnis zwischen Tradition und westlicher Moderne, Armutsbekämpfung, Korruption oder Emanzipation der Frau. Der Beitrag des Buchs zur Entschlüsselung des modernen Indien ist mithin insgesamt begrenzt.

„Indianomix“ bleibt dennoch eine lesenswerte Lektüre. Das Buch ist jedoch eher als Ergänzungslektüre zu verstehen, das lediglich vereinzelte Aspekte [und teilweise Randerscheinungen] differenziert ausleuchtet. Wer auf der Suche nach einer umfassenderen Darstellung des modernen Indiens ist, sollte sich an Bücher halten wie „Imagining India“ (Nandan Nilekani, 2009) oder „The Elephant, the Tiger & the Cellphone: Reflections on India in the 21st Century“ (Shashi Tharoor, 2012).

Bücher über Indien: „Indianomix“ – Die Autoren

Vivek Dehejia ist Wirtschaftsprofessor an der Carleton Universität in Ottawa/Kanada, und tritt in Indien regelmäßig in Print und Fernsehen als Wirtschaftsexperte auf. Er hat an der Columbia Universität in New York in Wirtschaftswissenschaften promoviert. Er lebt gleichzeitig in Ottawa/Kanada als auch Mumbai/Indien.

Rupa Subramanya ist eine Wirtschaftsjournalistin mit Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und Internationale Beziehungen. Sie schreibt eine wöchentliche Kolumne in der indischen Ausgabe des „Wall Street Journal“. Ursprünglich aus der IT City Bangalore, lebt sie heute in Mumbai/Indien.

Wir freuen uns über Anregungen und Feedback. Schreiben Sie an redaktion@indienheute.de

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