IT Offshore Teams in Indien: Was uns Namen verraten

IT Offshoring

Sebastian ZangGeschrieben von:

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Vallabhbhai, Manpreet, Zumit, Meenakshi, Harshitha, Shoba, Shivaram, Krishna, Anshu … so könnte die Namensliste eines IT Offshoreteams in Indien ausschauen. Wer zum ersten Mal mit indischen Softwareentwicklern zu tun hat, erlebt hier bereits den ersten Kulturschock: Wie spricht man all diese Namen überhaupt aus? Und dann: Ist Shoba männlich oder weiblich? Und Krishna?

Mit ein bisschen Glück finden Sie auf LinkedIn, einem andere beruflichen Netzwerk oder einer anderen Social Media Plattform ihren Ansprechpartner, da finden Sie eine Antwort. Falls dieser Weg nicht zum Erfolg führt, geben Sie den Namen einfach in Google ein und prüfen bei den angezeigten (Portrait)Bildern, ob die Personen überwiegend männlich oder weiblich sind.

Bei Krishna erhalten Sie zunächst eine Flut an Gottesdarstellungen, der (meist bläulich dargestellte) Gott Krishna mit Flöte, ohne Flöte, als Kleinkind, als junger Erwachsener … und dann endlich die ersten Portraitbilder: Jetzt wird klar, Krishna ist ein männlicher Name. Man merkt, die alte Lateiner-Regel, dass weibliche Namen auf „-a“ enden, greift in Indien nicht zuverlässig. Und man merkt auch: Kolleg*Innen im indischen IT Team sind durchaus häufiger nach Gottheiten benannt: Krishna, Shivaram (männlich), Meenakshi (weiblich) und derlei mehr. Auch das ist Indien: Religion und religiöse Riten spielen noch eine vergleichsweise große Rolle.

Es gilt übrigens: Namen verraten in der Regel zuverlässig die Religion des Namensträgers; das gilt in Deutschland durchaus auch (Ahmed dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit Muslim sein, Maria höchstwahrscheinlich Christin). In Indien ist die Vielfalt an Religionen aber nochmals deutlich größer (Hindus, Muslime, Christen, Buddhisten, Sikhs, Zarathustrianer, Jains, …), die Namensgebung fällt deutlich strikter aus. Aditya Menon ist Hindu, Vallabhbhai Patel auch. Manpreet Singh ist Sikh, ebenso Gagan Arora. Nena Chongloi ist Katholikin, Abdul Kalam … Sie ahnen es … ein Muslim.

Und zum Abschluss noch die Kür: Natürlich, die Kasten sind offiziell mit der Verfassung von 1949 abgeschafft, aber de facto gibt es sie immer noch. Es wird Kasten nach meiner (laienhaften) Einschätzung auch noch mindestens zwei weitere Generationen geben; zwar geht die Bedeutung von Kasten in den modernen urbanen Zentren zurück, hier verliert sich im melting pot der Großstadt die Transparenz über die Kastenstrukturen; heißt: Ein Malayali (aus dem Bundesstaat Kerala) kann den Namen eines Kollegen aus dem Bundesstaat Uttar Pradesh nicht mehr hierarchisch einordnen, denn das Kastensystem (was in Namen reflektiert wird) ist von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich. Aber dieser Bedeutungsverlust der Kasten vollzieht sich sehr langsam, im ländlichen Raum (wo noch immer die Mehrheit der Inder lebt) nimmt die Bedeutung von Kasten kaum ab.

Was ich eigentlich sagen wollte: Wer lange in Indien lebt und in das innere Getriebe der gesellschaftlichen Strukturen Indiens blickt, der kann aus Namen noch weit mehr als Geschlecht und Religion herauslesen. Er kann auch erkennen, aus welcher Region eine Person stammt und – Sie ahnen es – auch eine ziemlich zuverlässige Einschätzung zur Kaste abgeben. Ich habe mir von einer solchen Person ein paar Beispiele geben lassen: Aditya Menon (Hindu, Obere Kaste, Bundesstaat Kerala), Vallabhbhai Patel (Hindu, Obere Kaste, Bundesstaat Maharashtra), Manpreet Singh (Sikh, Obere Kaste, Bundesstaat Punjab), Zumit Mehta (Hindu, Obere Kaste, Bundesstaat Maharashtra) oder Farhan Shah (Zorastrisch, Obere Kaste, Delhi).

Sie merken schon: Ich habe keine Namen angegeben, die mit einer unteren Kaste assoziiert werden. Das hat auch seine Gründe. Am besten Sie behandeln alle Inder mit hohem Respekt – da können Sie nichts falsch machen – und Respekt gegenüber Ihren Mitarbeitern sorgt für niedrige Fluktuation (vgl. die 10 Tipps zur Minimierung der Fluktuation im IT Offshore Team)

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