Informationstechnologie und IT-Outsourcing haben sich zu einem wichtigen Pfeiler der indischen Wirtschaft entwickelt. Die indische IT- und Business-Process-Outsourcing-Industrie erwirtschaftet Umsätze von mehr als 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Indische Universitäten genießen auch im internationalen Vergleich einen hervorragenden Ruf. Pro Jahr schließen 75.000 Absolventen IT-bezogene Studiengänge erfolgreich ab. Und ein nicht geringer Teil dieser Absolventen arbeitet in der IT-Outsourcing-Industrie. Wie sehen sie ihre Arbeit? Was motiviert sie? Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Dienstleister mit Leib und Seele
Wir haben mit einem Softwareentwickler gesprochen: Manraj Singh ist 25 Jahre alt. Im Jahr 2013 hat er ein Studium in Computerscience & Engineering an einer privaten Hochschule in Bathinda im nordindischen Bundesstaat Punjab abgeschlossen. Das Guru Ram Dass Institute Of Engineering & Technology genießt einen hervorragenden Ruf für seine sehr anspruchsvolle Lehre mit viel Theorie und Praxis und einer engen Anbindung an die Wirtschaft.
Seit 2015 arbeitet Manraj Singh als Softwareentwickler für ein Outsourcing-Unternehmen in Chandigarh, der Hauptstadt der beiden indischen Bundesstaaten Punjab und Haryana. 1,5 Millionen Menschen leben in diesem Ballungsraum. Auf einer Liste mit 50 “emerging outsourcing and IT services destinations” auf der ganzen Welt steht Chandigarh auf Platz 9, noch vor Peking.
Manraj Singhs Arbeitstag beginnt eigentlich morgens um 10 Uhr und dauert mit Mittagspause bis 18 Uhr 30. Momentan arbeitet er aber von 14 Uhr bis 22 Uhr 30. So überlappen sich seine Arbeitszeiten mit denen seines Auftraggebers in Deutschland.
Obwohl er erst einige Jahre als Softwareentwickler tätig ist, besitzt er umfangreiche Kenntnisse. PHP ist eine seiner Spezialisierungen. Die Entwicklung Internet-basierter Software-Lösungen ist seine große Leidenschaft. Und er hat bereits zahlreiche Projekte auf unterschiedlichen Plattformen realisiert. Derzeit wendet er einen großen Teil seiner Arbeitszeit für die Entwicklung und Betreuung eines web-basierten Customer-Relationship-Mangement-Systems (CRM) auf.
Manraj Singh ist es wichtig, dass wir seine Begeisterung für seine Arbeit verstehen. Er sagt uns: “Ich habe lange und hart dafür gearbeitet, ein wirklich guter Softwareentwickler zu werden. Ich bin noch jung, aber ich habe schon viel erreicht. Sicher muss ich auch in Zukunft immer wieder Neues lernen. Aber das Lernen macht mir ebenso viel Freude wie meine Projekte. Und wenn ich die Ergebnisse meiner Arbeit online sehe und meine Kunden zufrieden sind, kann ich mir keinen besseren Job vorstellen.”
Fruchtbare Zusammenarbeit
Manraj Singhs Auftraggeber in Deutschland ist eine Web-Agentur, die wiederum Projekte für unterschiedliche Kunden realisiert. Für einen Softwareentwickler ist die Arbeit für verschiedenste Unternehmen und Branchen zur gleichen Zeit eine Herausforderung. Die Bandbreite der Projekte reicht von einfachen Websites bis zu hochkomplexen Web-Anwendungen und von kompletten Neuentwicklungen bis zur Administration laufender Systeme. Das sind ebenso spannende wie fordernde Aufgaben. Und oft genug erwarten Kunden, dass auch schwierige Projekte sehr kurzfristig umgesetzt werden. Dann sitzt Manraj Singh auch zu eher unüblichen Tages- und Arbeitszeiten vor seinem Bildschirm.
Im Gegenzug achtet sein Auftraggeber sehr auf einen kollegialen und fairen Umgang. Sorgfältige Briefings, gute Bezahlung sowie Wertschätzung und Lob für herausragende Leistungen gehören einfach dazu. Für das deutsche Unternehmen ist Outsourcing deutlich günstiger als die Beschäftigung eigener Spezialisten mit vergleichbarer Qualifikation. Und die Sicherheit, dass bei Bedarf in Chandigarh kurzfristig auch zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung stehen, ist ein weiteres Plus.
Unterstützung nach Bedarf
Sollte die internationale Zusammenarbeit einmal doch nicht ganz reibungslos verlaufen, steht jederzeit das deutsche Dienstleistungsunternehmen bereit, das sie vermittelt hat. Es fungiert als Vertragspartner für den Auftraggeber und Anlaufstelle für die indischen Partner. Die verantwortlichen Projektleiter arbeiten in Deutschland und sprechen Deutsch, Englisch und teilweise auch Hindi. Sie lösen sprachliche, kulturelle, technische oder juristische Fragen, die bei den verschiedenen Projekten eine Rolle spielen können. Damit garantieren sie eine reibungslose und angenehme Arbeit für alle Beteiligten.
Guter Lohn für gute Arbeit
Manraj Singh arbeitet als fest angestellter Mitarbeiter seines Arbeitgebers in Chandigarh. Der vermittelt ihm seinen Kenntnissen und Erfahrungen entsprechende Aufgaben und setzt hohe Standards. Kompetenz, Qualität und möglichst fehlerfreie Arbeit sind Grundforderungen an jeden Einzelnen. Deshalb erhalten nur die Besten die Chance, in diesem Unternehmen zu arbeiten. Überdurchschnittliche Bezahlung und Sozialleistungen steigern die Attraktivität des Arbeitgebers und binden die gefragten Profis meist für lange Zeit.
Rahmenbedingungen, wie wir sie in Deutschland kennen, sind in Indien leider immer noch eher die Ausnahme als die Regel. Umso mehr weiß Manraj Singh sie zu schätzen. Sein Engagement für dieses Unternehmen und seine Kunden erklärt er so: “Mein Arbeitgeber ist ein wirklich fortschrittliches Unternehmen. Wir arbeiten normalerweise fünf Tage in der Woche. Die Wochenenden gehören meiner Familie und mir. Dabei werden meine Kollegen und ich sehr angemessen bezahlt. Und jeder hier ist freundlich und hilfsbereit. Mir geht es gut und die Arbeit macht mir Freude.”
Outsourcing – Fluch oder Segen?
Noch immer verbinden viele Unternehmen mit Outsourcing Vorbehalte, Risiken oder Schlimmeres. Schon die Zahlen widerlegen allerdings die Skeptiker. So beschäftigen internationale Konzerne wie IBM mittlerweile mehr Mitarbeiter in Indien als an ihren Heimatstandorten. Dafür werden aber weder billige Arbeitskräfte in Indien ausgebeutet noch Arbeitsplätze anderswo vernichtet. Vielmehr profitieren beide Seiten. Unternehmen verbessern mit Outsourcing ihre Position im internationalen Wettbewerb und die indische Wirtschaft erkämpft sich ihre Position auf dem Weltmarkt.
Noch deutlicher wird die Bedeutung dieser Arbeitsteilung im Gespräch mit Menschen wie Manraj Singh, die darin ihren Beruf und manchmal ihre Berufung gefunden haben. Sie sind dankbar für ihre Möglichkeiten und zu Recht stolz darauf, dass sie mit ihrem Können sich selbst, ihrer Familie und ihrem Land einen Weg in die Zukunft ebnen können.
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