8.000 Kilometer mit dem Motorrad durch Südindien – Ein Resumée

Motorradtouren in Indien

Sebastian ZangGeschrieben von:

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Südindien hat Motorradfahrern viel zu bieten: Von Touren durch traumhafter Nationalparks bis hin zu Reisezielen in der Partyzone Goa. Wer Zeit in eine gute Tourenplanung investiert, erlebt nur wenige Überraschungen mit schlechten Straßen und genießt tolle Aussichten statt dichtem Verkehr. Hier sind die wichtigsten Erfahrungen aus 8.000 Kilometern in Südindien auf meiner Royal Enfield Thunderbird 500: Einige lohnenswerte Ziele, schöne Routen und sonstige Tipps für den Biker.

Es ist eine gute Zeit für Biker in Indien: In Städten wie Bangalore wird der Motorradverleih populärer; während man bis ca. 2014 noch quer durch die Stadt reisen musste, um eine (ziemlich mitgenommene) Royal Enfield von einem der wenigen Motorradverleiher zu bekommen, gibt es inzwischen eine deutlich größere Auswahl an Verleihern. Auch die Leihgebühren gehen tendenziell nach unten aufgrund des steigenden Wettbewerbs. Sehr gute Erfahrung habe ich bislang beispielsweise mit www.wickedride.com gemacht. Dort bekommt man nicht nur Royal Enfields, sondern auch eine Harley Davidson oder Triumph für die Wochenendtour. Wer dann endlich auf der Straße unterwegs ist, merkt außerdem: Die Straßen sind besser geworden; es wird sichtlich in Infrastruktur investiert, wenn auch streckenweise Bike und Fahrer noch hart beansprucht werden. Soviel vorweg.

Bekanntlich führen viele Wege nach Rom, aber für den Biker gelten nach wie vor die Tipps aus dem Artikel Motorradtouren in Indien – Tipps für die Tourenplanungn: Unbedingt in Blogs recherchieren zu Straßenqualität und Verkehrsdichte! Klassisches Beispiel die Route von Bangalore nach Pondicherry: Wer über den Asian Highway AH45 (Krishnagiri – Vellore – Arcot) fährt, erlebt einen echten Geschwindigkeitsrausch auf einer dreispurigen Autobahn ohne nennenswerten Verkehr. Fantastisch! Der direkte Weg über Tiruvannamalai (SH66) dagegen gehört zu den frustrierendsten Strecken, die ich je erlebt habe: Asphaltierte Streckenabschnitte von ein bis zwei Kilometern, die mit unkomfortablen Schotterpisten verbunden werden – über Dutzende von Kilometern! Zwar hatten einige Blogs vor dieser Strecke gewarnt, aber nach der berauschenden Erfahrung auf dem Asian Highway AH45 (Hinfahrt) bin ich zu der irrigen Annahme gekommen, Indiens Straßen seien seit der Veröffentlichung des Warnhinweises im Blog sicherlich flächendeckend renoviert worden. Mit solchen optimistischen Annahmen bin ich seitdem vorsichtig geworden.

Zu den schönsten Strecken in Südindien zählen beispielsweise folgende Touren:

  • Bangalore bis Malavalli über Kanakpura Road (SH209) – Kollegal – Chamarajanagar – Gundlupete – Gudalur – Ooty. Hier durchquert man den Bandipur National Park sowie den Mudumalai National Park.
  • Thaliparamba (SH17) – Malom (SH59 / Malabar Hill Highway) – Panathur – Sullia – Puttur (NH275) – Bantwal – Moodbidri (NH13) – Karkala (SH1) – Agumbe (NH169A) – Thirthahalli (SH169A) – Ripponpet (SH1) – Anandapur (NH206) – Sagar (NH206) – Honavar (NH206)
  • Mysore – Nanjanagudu (NH212) – Begur – Gundlupete (NH212) – Sultan Bathery (NH212)

Es hat sich vielfach auch bewährt, statt der vielbefahrenen Hauptstrecken Nebenstrecken zu wählen. Die Navigationsfunktion (Stimmführung) von Google Maps führt zielsicher durch die entlegensten Strecken. Bei einer Fahrt in Kerala von Thrissus in die Tempelstadt Ettumanoor haben wir beispielsweise bei Muvattupuzha beschlossen, von der Hauptstrecke State Highway 1 (SH1) abzufahren. Mit der Routennavigation von Google Maps im Ohr sind wir Richtung Marady auf eine Nebenroute ausgewichen: Tolle Straßen, Null Verkehr. Ebendiese „Nebenstrecken“-Strategie hat uns auf dem Weg von Kerala nach Goa (über die NH17) auch die traumhafte Route entdecken lassen, die oben beschrieben ist: Thaliparamba (SH17) – Malom (SH59 / Malabar Hill Highway) – Panathur – etc.

Noch ein Tipp für die Routenplanung: Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 45 km/h kann als flott gelten, in der Praxis sollte man eher mit 30 km/h planen. Wer zwischendurch ein bißchen Sightseeing machen will und gerne mal ausgedehnte Pausen machen möchte (nach 3 Stunden im Sattel einer Royal Enfield meldet sich in der Regel das Steißbein), der sollte pro Tag nicht mehr als 200 bis 250 Kilometer einplanen. Das Fahren auf indischen Straßen erfordert zudem eine höhere Konzentration (Schlaglöcher, Speedbraker, Kühe auf der Straße, Ochsenkarren mit Schrittgeschwindigkeit), und nach mehreren Stunden auf dem Bike lässt die Konzentrationsfähigkeit nach.

Was übrigens auch gut funktioniert: Per Headset mit den anderen Bikern auf der Tour über einen mobilen Anruf kommunizieren. Die Kosten sind überschaubar.

Wir freuen uns über Anregungen und Feedback. Schreiben Sie uns an redaktion@indienheute.de

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