Ein ganzer Subkontinent steht still – Indien in Coronazeiten

Gesellschaft, Kultur, Politik

Theresa MoozhiyilGeschrieben von:

Ansichten: 2050

Der Humor stirbt zuletzt; auch in Zeiten einer Krise. Kürzlich stand auf der Social Media Seite von India Resists (eine Seite, die über verschiedene Themen Indiens schreibt):  Was ist der Unterschied zwischen dem Staatsbürgerschaftsgesetz (2019 novelliert) und Corona – Corona diskriminiert nicht aufgrund der Religion.

Wie wir bereits erkannt haben – auch nicht aufgrund der Landessprache oder Kultur. Indien versucht von den Nachrichten aus aller Welt zu lernen und seine Maßnahmen zu ergreifen.

Während das Land sehr zielstrebig Maßnahmen ergreift mit der Bitte, keine Unternehmungen, Fahrten und Hochzeiten zu gestalten, gibt es doch immer wieder Herausforderungen durch Menschen, die glauben es besser zu wissen oder die Aberglauben verbreiten. Besonders wenn es Vorsitzende der eigenen politischen Gruppe sind (große Anti-Corona Protest Kampagnen mit dem Slogan „Go Corona Go“ oder die Zielstrebigkeit Ende März die Ram Mela/ ähnliche Melas – der Gott vor Ort würde die Masse beschützen – zu feiern wo Millionen von Gläubigen zusammenkommen würden), die die Gesundheitswarnungen nicht befolgen, ist es der regierenden Partei etwas unbehaglich. Dass religiöse Fundamentalisten weltweit irrational sind, zeigt ebenfalls die griechisch-orthodoxe Synode.

Dennoch hält Indien zusammen. Religion-, Sprachen- oder Sittenübergreifend hat das Land Proteste gegen Gesetzverabschiedungen, für Gerechtigkeit und vielen mehr gestaltet. Ob wegen den hierarchischen Strukturen, des oft genug organisierten landesweitem Stillstandes durch politische Streiks oder das Verstehen von dem Ausmaß der Krankheit – 1,4 Milliarden Menschen arbeiten daran sich selbst und andere Zuhause zu behalten.

In einem Land wo nur 1,5% Einkommenssteuer zahlen, ist ein Großteil der Bevölkerung Tagelöhner. Die Frage: Hunger oder Corona? – bleibt unbeantwortet.

Die internationalen Flughäfen des Landes sind ab Montag für eine Woche geschlossen. Die Großen Unternehmen haben ihren Mitarbeitern bereits Home-Office angeboten. Alle Geschäfte, die nicht für das Überleben notwendig seien, haben zu. Schulen und Universitäten sind geschlossen. Prüfungen verschoben. Die Bundesländer rufen Grenzschließung aus. Religiöse Institutionen haben ihre Veranstaltungen abgesagt oder feiern Rituale nur in Anwesenheit von den jeweiligen Göttern und ohne die Gläubigen ab. In einigen Bundesländer dürfen sich nicht mehr als 5 Personen öffentlich treffen. Die großen Metrostädte Indiens und viel besuchte Straßen sind menschenleer. Die heiligen Monumente haben keine Bewunderer. Die Gurus oder Menschengötter, wie man im Land die selbsterwählen heiligen Männer und Frauen nennt, haben auf einmal keine Verehrer. „Anscheinend reichen Menschengötter nicht, wenn es wirklich ums Überleben geht‘, schrieb die Zeitung „The Hindu“ am Dienstag, den 17.03.2020. Eine interessante Erkenntnis. Auch der katholische Pfarrer, der anscheinend den Nipah Virus verjagt hatte – in dem er ihn in zwei seiner Messen dem Gott zu Opfer gelegt hat, spricht dennoch nichts über die Opfergabe von dem Corona-Virus in seiner nächsten Messe.

Sonntag soll das ganze Land stillstehen. Eine „Janta Curfew“ (Volksausgangssperre) hat der Premier Minister ausgesprochen. Morgens von 7:00 Uhr bis abends um 21:00 Uhr. Indian Railways, der größte Arbeitsgeber Indiens mit 1,3 Millionen Mitarbeitern, hat alle seine Züge abgesagt. Busse und Metros stehen still. Es herrscht absoluter Stillstand. Den anscheinend 12 Stunden überlebenden Virus will das Land mit 14 Stunden Ausgangssperre in seinen Bann stellen.

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